Heute Mittag war also ein Kurztrip nach Unkelbach angesagt, wo
ich die "liebe Tabea"
kennenlernen sollte. Die Gegend war ja wirklich nicht schlecht, obwohl mein
Frauchen auf dem letzten Fußweg doch etwas zu stöhnen anfingen. "Das
ist ja im tiefsten, rechts-rheinischen Regenwald" maulte
dann auch noch mein Patenonkel, obwohl ich ihn schon den Hang hinauf schleifte.
Tatsächlich, mitten im Wald tauchte dann ein Gittertor auf. Nachdem auch dies
überwunden war, roch ich schon, daß wir ganz nah dran sein mußten. Also noch
etwas schneller ...
Siehe da, am Waldrand tauchte dann eine Hütte auf und schon begann es um uns
herum zu wuseln. Hatte Frauchen nicht von einer gepflegten Dame in meinem Alter
gesprochen ? Ich sah und schnüffelte dagegen nur Welpen. Da half nur eins -
ignorieren und weiter suchen.
Tatsächlich - die mir versprochene Dame war auch da. Das also war
Tabea, wirklich hübsch - da hatte mein Frauchen nicht zu viel versprochen. Also nix wie hin und "anbaggern".
Oh, die Dame zierte sich etwas. Naja, ab einem gewissen Alter ist das wohl so
üblich. Aber ein richtiger Gentleman gibt ja nicht so schnell auf, also nochmal
Kontakt aufnehmen. Nur diese dusseligen Zweibeiner, immer mußten sie im Wege
stehen.
...grrrrrrrrrrrrrhh - huch, was war das denn, die knurrte mich an?
War ich ihr etwa nicht fein genug? Also ehrlich, da
kam man bei so einem heißen Wetter extra von weit her angereist und dann so
was. Hatte ich nicht damals Tibor gesagt, er sollte bei ihr ein gutes Wort für
mich einlegen? Irgendwie bekam ich eher den Eindruck, daß er ihr was ganz
anderes über mich erzählt hatte...
Nun gut, dann mußte ich doch mal schauen, wer sich noch hier aufhielt. Mmmhhhhh, viel Junggemüse und Zweibeiner in Hülle und Fülle, die sich meist mit Kaffee und Kuchen vergnügten. Ob die auch für mich was abfallen ließen ?
Das war wohl nix, keiner spendierte mir einen Kuchen. Aber worauf schauten die eigentlich alle so gespannt? Ja richtig, da wurde ernsthaft trainiert! Nur irgend etwas hatten die Zweibeiner falsch gemacht, denn die Hovi's suchten immer schnell das Weite. Außer dem Kleinen, der mußte das noch lernen.
Ich mußte schon sage, der Trainer gab sich wirklich Mühe, aber bei den Temperaturen - ich wäre auch außen rum gelaufen...
Ja und dann war da noch das absolute Junggemüse, also mit denen konnte ich nun wirklich nichts anfangen. Ständig schmissen sie sich gegenseitig um, rannten ständig in der Gegend herum, planschten im Wassernapf und wälzten sich anschließend im Matsch ...
... also ehrlich, das war doch nichts für einen ausgewachsenen Hovi mit Format!
Doch wie schon erwähnt, so schnell gibt ein echter Hovi nicht auf. Ich mußte ich mich doch nochmal genauer umsehen. Irgend etwas mußte meinem scharfsinnigen Blick entgangen sein...
Was soll ich Euch sagen, die Zweibeiner glänzten mit
Untätigkeit, so daß allmählich selbst die "jungen
Wilden" ermattet zu Boden sanken. Nur das Junggemüse konnte
es immer noch nicht lassen, ihr Äußeres mit erdfarbenem Make-Up aufzubessern
und sich dabei den Wassernapf über den Kopf zu schütten.
Das
konnte es doch nicht gewesen sein. Da hatte mein Frauchen vor dem Treff schon so viel
Tolles von unserer
Gastgeberin "Anna" erzählt. Vielleicht sollte ich sie mal um Rate
fragen - außerdem war in ihrer Nähe meistens auch Tabea!! Natürlich hatte ich
schon begriffen, daß ich bei ihr nicht so einfach landen konnte und schon gar
nicht wie "Rotz-King"
auftauchen durfte. Ich mußte es schon geschickter machen. Um aber einer
eventuellen Konkurrenz vorzubeugen - zur Zeit gab es zwar keine - kreiste ich
langsam die Terrasse ein und setzte ein paar "Akzente". Nur so - rein
vorsorglich! Dann näherte ich mich langsam von der Seite meinem Frauchen, die
neben Anna saß und sich offensichtlich gut mit ihr unterhielt. ...
als ob ich Luft gewesen wäre!
Neben meinem Patenonkel nahm ich zunächst eine brave "Lauerstellung"
ein und peilte die Lage. Tabea ließ sich gerade von ihrem Frauchen richtig
durchpuscheln; das mußte sie doch friedlich stimmen. Also
robbte ich mich in altbekannter Manier langsam zu ihr durch, doch es war kaum zu
fassen. Gerade in dem Moment, als ich mit ihr unter dem Tisch einen
schmachtenden Blickkontakt aufnehmen wollte, verflog schlagartig ihr
freundliches Gesicht und ein untrüglicher Warnlaut gelangte an mein Ohr. O.k.,
ich hatte ja nicht direkt "Liebe-auf-den-ersten-Blick"
erwartet, aber eine solche Abneigung? Das war ich von der Damenwelt bisher noch
nicht gewohnt. Prompt reagierte darauf dann auch mein Frauchen und schon kam
wieder das ekelhafte "Platz und Bleib".
Mindestens
zwei Hundelängen, näher durfte ich auch später nicht mehr an Tabea heran. Das war
vielleicht ätzend ...
Kurz nach meinem letzten Annäherungsversuch wurde
Tabea auch noch vor mir versteckt. Als ob ich so schrecklich gewesen wäre - das
tut mir doch auch weh !
So langsam kam aber dann doch Bewegung in die Schar der Zweibeiner.
Offensichtlich hatten mittlerweile auch die "jungen
Wilden" erkannt, daß man die Zweibeiner zu Tätigkeiten
animieren mußte - und sei es nur, daß man sich ihnen mit auf dem Boden
schleifendem Waschlappen hechelnd und mit leidendem Blick näherte. Schon wurden
die Zweibeiner munter, brachten frisches Wasser, das sie uns hundgerecht vor's
Maul hielten, kraulten uns mit bedauernder Mine und so langsam ... ganz langsam
... (halt Zweibeiner!)
begriffen sie, daß auch wir etwas Appetit haben könnten.
Einige der Zweibeiner haben diese "Hektik" dann aber auch noch
falsch verstanden. Statt das sie großzügig ihre Taschen ausräumten und uns an
den gefundenen Schätzen teilhaben ließen, packten sie ihre Sachen zusammen,
murmelten noch etwas von "huch, es ist
ja schon spät ..., na dann tschüß bis zum nächsten Mal"
und verschwanden mitsamt ihrem Hovi und den Leckereien. Selbst unsere Gastgeber
machten allmählich ratlose Gesichter - ist der Kaffee ausgegangen? - kommt
gleich ein Fußballspiel? - hätten wir doch vorher den Rasen mähen sollen?
Die übrig gebliebenen "jungen
Wilden" wirkten danach noch richtig verstört, was
glücklicherweise nicht allzu lange anhielt.
Nachdem die Hälfte der Zwei- und Vierbeiner verschwunden waren, kehrte dann doch wieder etwas Ruhe ein. Während sich die Zweibeiner zunächst wieder in tierische Gespräche vertieften, konnte ich mir die zurückgebliebenen, jungen Schönheiten etwas näher anschauen. Nicht schlecht, nicht schlecht - das mußte ich neidlos zugeben. Leider waren die hübschen Damen für mich doch noch zu jung. Schade, aber was noch nicht ist, kann ja noch werden ...
Dann fiel es mir wieder ein - ich hatte doch vorher schon
vorgehabt, unsere Gastgeberin Anna noch etwas zu fragen. Dabei könnte ich sie
ja auch etwas näher kennenlernen. Also bin ich ganz "gentleman-like"
brav und gesittet zu ihr hin. Als gestandener Hovi weiß man ja, wie man sich
den weiblichen Zweibeinern gegenüber zu benehmen hat. Ich
brauchte sie auch nur kurz anzustubsen und schon hatte sie begriffen, was ich
als erstes wollte. Puscheln ... ah,
war das schön ! Sie wußte auch direkt, was auch ein erwachsener
Sofawart liebt.
Als ich dabei mit meiner Schnauze an ihrer Jackentasche vorbeistreifte, war mir
sofort klar, daß mich meine "Nase" nicht getäuscht hatte. Anna hatte
noch ein Leckerchen für mich. Natürlich war es für mich ein Leichtes, ihr das
auch begreiflich zu machen. Nein, nach dem ersten Hundeplätzchen kann man doch
nicht aufhören - Anna !! Schließlich sind aller guten Dinge DREI, das hatte
ich früher schon von meinen Zweibeinern gehört. Ob ich Anna auch mit meinem
"lieben Welpenblick" so herumkriegen konnte, wie mein Frauchen ??
Irgendwie juckte es noch in meiner Nase, da mußte noch so ein tolles
Hundeplätzchen sein. Also schmachtete ich Anna so richtig herz-zerreißend an -
und siehe da, sie fand noch ein's für mich. Mittlerweile war allerdings auch
mein Frauchen darauf aufmerksam geworden und - was soll ich Euch sagen -
"das ist ja schon sein Abendfressen...". Leider fand Anna danach kein
Leckerchen mehr für mich.
Kurz danach mußten wir dann auch wieder nach Hause fahren, aber erst nachdem
mir mein Frauchen
versprochen hatte, daß wir Anna und
natürlich auch Tabea nochmal besuchen fahren. Sie waren beide
doch soooooo nett gewesen, auch wenn der tolle Garten
rechtsrheinisch lag, wie mein Patenonkel
glaubte ...
Im Nachhinein mußte ich meinem Frauchen wirklich Recht geben, Anna und die Trollige-Höhle ist wirklich ein ganz toller Verein ! Da sollten wir öfters hinfahren ...