Mittlerweile habe ich ja spitz-bekommen, wenn es wieder
auf Reisen gehen soll. Frauchen wird meistens schon ein paar Tage vorher
unruhig, kriecht auf allen vieren in kleine Türchen unterm Dach und kommt nach
einer Weile stöhnend mit so großen Kisten mit Henkeln und Röllchen raus. Wenn
sie dann auch noch die Schränke im Keller und im Schlafzimmer durchwühlt, im
Keller der "Misch-Masch-Wisch-Wasch"-Automat
ächzt und im Wohnzimmer das "Wasserdampf-Eisen"
über den schmalen Tisch saust, dann ist es wieder soweit.
Und genau so war es dann auch in diesem Jahr. Frauchen rödelte im ganzen Haus
herum, ich stolperte in jedem Zimmer über diese Henkelkisten und Plastikboxen,
während Herrchen in aller Ruhe in seinem "Glaskasten"
die Puppen oder gar ganze Armeen tanzen ließ.
Am 31. Mai kam dann der große Tag, schon früh morgens entstand eine Hektik
im Haus, die ich um diese Zeit wahrlich nicht gewohnt war. Nachdem die letzten
Kisten und Tüten im Auto verstaut waren, durfte ich ein letztes Mal meine
Runde im Garten drehen und dann ging's los.
Natürlich gab's zwischendurch auch Pausen, wo wir uns die Beine vertreten und
anheben durften, aber auch etwas Leckeres zu knabbern hatten. Dieses Mal dauerte
die Fahrt aber nicht so lange, wie beim letzten Mal. Vielleicht lag das auch an
der "netten Frau-ohne-Geruch", die
mein Frauchen dieses Mal mitgenommen hatte. Immer wieder hörte ich ihre Stimme
"... in 500 Metern links abbiegen und dann gleich rechts halten und 3
Kilometer der Straße folgen...", aber ich sah sie nicht und vor allem ich
roch sie auch nicht. (Vielleicht
telefonierte mein Frauchen immer, wenn sie nicht mehr wußte, wie sie weiter
fahren sollte ...)
Das
Haus in Dänemark war ja wirklich nicht schlecht, nur der Garten - der
war gewöhnungsbedürftig. Alles nur Steine und ein Bretterzaun drum herum; zum
Pfützchen-Machen mußte ich schon raus gehen, wirklich seltsam. Andererseits
konnte ich da noch ohne Leine laufen, was sonst in Dänemark nicht erlaubt sein
soll. Aber ich konnte nicht klagen, kaum waren die Kisten, Boxen und Tüten
ausgeladen und im Haus verstaut, ging es schon zum ersten Spaziergang. Dabei
ging es - wie könnte es anders sein - als erstes wieder in die Dünen. Mir
schwante schon was, "die suchen schon wieder das große Wasser"
! Wenn ich so an meinen letzten Dänemark-Urlaub denke, bekam ich in den Wiesen
zwar nasse Pfoten. Ab und zu durften wir gar nicht durch, weil so Rindviecher
blöd herum standen, aber das Meer fanden wir hinter den Dünen nie.
Was soll ich sagen, genau so war's auch dieses Mal - kein Wasser, aber wenigstens auch keine nassen Pfoten. Statt dessen versteckte sich mein Patenonkel immer wieder hinter einem Gebüsch und hielt mir dann seinen "Bild-im-Kasten"-Apparat vor die Schnautze.
Am nächsten Morgen war dann mein Frauchen an der Reihe, mich
auf meinem all-morgendlichen Spaziergang zu begleiten. Aber das war sie ja
selbst schuld, sie hätte sich auch ein anderes Haus mit vernünftigem Garten
aussuchen können. Aber nein, sie mußte ja wieder auf andere hören.
Nach dem kargen Frühstück ( ... Herrchen hatte nicht einmal seinen 4mm-Altgouda dabei ) war dann auch noch Frühsport angesagt. Ätzend sag ich Euch, denn kein Schw... hatte Lust mit mir zu spielen! Erst nachdem ich meinem Patenonkel mehrfach meine Diskusscheibe gekonnt in's Buch gezirkelt hatte, warf er sie mir auch mal zu. Schließlich erbarmte sich dann mein Herrchen, eine Runde mit mir zu spielen - und so was nennen die Zweibeiner dann Frühsport !!!
Meinen Patenonkel hab ich dann doch noch dran gekriegt - von wegen, den
ganzen Tag nur faul in der Sonne rumliegen. Also Leine geschnappt und ab ging's.
Was ich in der Eile jedoch nicht beachtet hatte, war, daß er wieder seinen "Bild-im-Kasten"-Apparat
mitgenommen hatte. Es kam, wie es kommen mußte. Kaum machte er schlapp, packte
er den Kasten aus und ich mußte wieder posieren - mal PLATZ, mal STEH und nicht
zu vergessen SITZ. Aber wie Ihr ja wißt, sind schon meine Vorfahren für ihre
Ruhe und Gelassenheit bekannt. Ab und zu tun wir dann auch, was die Zweibeiner
wollen. Dann sind die auch ganz stolz auf uns. Naja, manchmal bin ich dann auch
etwas nickelig. Ich warte dann, bis er sich endlich richtig postiert und mich
anvisiert hat und genau im richtigen Moment ( ...
wenn das Piepmätzchen kommen soll ) drehe ich einfach den Kopf
zur Seite oder laufe zu ihm hin, um das Vögelchen in seinem Apparat zu suchen.
Dann schimpft mein Patenonkel zwar wieder vor sich hin, aber wer könnte bei
einem soooo lieben Welpenblick noch böse sein ??!?
Das
klappt übrigens auch sehr gut,
wenn
die Zweibeiner ihr leckeres Eis schlecken - so auch im Urlaub. Da brauchte ja
keiner der Vier zu glauben, ich bekäme das nicht mit. Selbst wenn sie mal
versuchten, heimlich in die Küche zu kommen und sich ein Eis am Stiel holten.
Schließlich bin ich lernfähig und kann mittlerweile genauso gut wie sie das
Eis vom Stiel ablecken.
Dann hatte mein Frauchen mal wieder die Idee, daß wir am Strand spazieren gehen sollten. Man kennt das mittlerweile von Dänemark schon - "das Meer ist nur ... Meter vom Haus entfernt". Also durfte ich wieder in's Auto hüpfen und ab ging's. Nach einer Weile fanden die beiden einen Parkplatz in der Nähe des großen Wassers, in das sie mich wieder hinein locken wollten. Als erstes versuchte es mein Patenonkel. Ihr glaubt gar nicht, wie geschickt ich um ihn herumgelaufen bin und eigentlich nur er nasse Füße bekam. Nach einem ernsten Wort mit ihm gab er dann auf und kümmerte sich wieder um seinen "Bild-im-Kasten"-Apparat.
Während dessen versuchte es dann mein Frauchen mit weiblichem Charme - gut Zureden, streicheln und so... Dabei hätte sie meinem ersten Blick ansehen müssen, daß dies nicht ihr Tag war. Ich sollte allein in dieses fürchterliche, kalte Nass, während sie zufrieden zusieht und mein Patenonkel auch noch ständig Klick-klick macht. Nicht mit mir und schon gar nicht an diesem Nachmittag. Nachdem ich ihr klar machen konnte, daß es sich in nassen Schuhen nicht so gut durch den feinen Sand laufen ließe, genoß sie dann die Sonnenstrahlen und ich ein schönes Strandsand-Bad. So gefiel mir der Spaziergang schon besser!
Irgendwie kommt bei meinem Frauchen ab und zu doch das "Stierchen" mit seinem langen Gedächtnis raus. Als ich mal wieder auf meinen Spaziergang freute, packte mein Frauchen ihre Sachen, kraulte mich mit der Bemerkung "bin gleich wieder da" und entschwand mit dem Auto. Da stand ich nun wie ein begossener Pudel. Herrchen lümmelte sich auf der Couch und las dicke Wälzer, Tante Susi sonnte sich schmökernd auf der Terrasse und mein Patenonkel war auch weg. Erst nachmittags tauchten die zwei wieder auf. Irgendwie müffelte es mir in meiner Schnauze nach Seetang, Salzwasser und Fisch. Sollte mein Frauchen fremd gegangen sein?
Als Frauchen abends stolz ihre Fotos zeigte, war mir alles klar. Und das nur, weil ich nicht in's Wasser gehen wollte. Aber seid doch mal ehrlich, haben Hovi's Schwimmhäute oder so ? NEIN, aber dafür habe ich auch nicht so kümmerliche Pfoten und ich kann richtig laufen - das kann der bestimmt nicht !!
Ich wollte ja nicht nachtragend sein und lud die beiden am nächsten Tag zu einem richtig langen Dünenspaziergang ein. Dabei ertrug ich selbst die üblichen Fototermine und lächelte anfangs auch brav in die Kamera. Nur irgendwann mußte damit ja auch mal Schluß sein. Als ich mitten auf einer Düne wieder "STEHen" mußte, platzte mir dann doch die Geduld. Warum mußte ich immer dann fotografiert werden, wenn ich gerade eine tolle Spur gefunden hatte oder mal etwas laufen wollte? Überhaupt fand ich es doof, daß ich in Dänemark nie ohne Leine laufen durfte. Das war wirklich eine blöde Marotte der Nordländer - immer, wenn wir dort hin fuhren, mußte ich an der Leine bleiben.
Am Abend wurde dann sogar mein Herrchen munter. Jaaa - ich auch, nachdem ich gerochen hatte, was Herrchen vor hatte. Wenn dieser kleine Gartenofen zu qualmen anfing, gab's erst die "toll riechenden Fleischstücke" und hinterher das 4-Dog-Game mit Herrchen - ein Stückchen für Herrchen, das Knäußchen für Bärchen. Mittlerweile hatte ich auch die anderen so weit, daß auch die mit machten. So bekam ich nach jedem Grillabend die vier knusprigen Enden der Baguette-Stangen. So ließ es sich leben in Dänemark !!
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Was ich Herrchen allerdings noch beibringen muß, ist seine Spielmoral vor dem Essen. Manchmal hatte ich den Eindruck, daß er gar nicht mehr wußte, ob er schon Fleisch auf den Grill gelegt hatte oder nicht. Das riecht man doch, da muß man nicht immer nachschauen!! Deswegen fand ich das Ballspielen immer noch am besten. Herrchen ist ja schon ein begnadeter Fußballer, aber Dank meines Intensivtrainings war ich mittlerweile unschlagbar. Ich konnte super tribbeln und das sogar unter Tischen und Stühlen, selbst die Liege war vor mir nicht sicher. Um dabei größeres Unheil zu vermeiden - wie Frauchen meinte -, blieb weder meinem Herrchen noch meinem Patenonkel etwas anderes übrig, als sich durchgehend mit mir zu beschäftigen. Naja, wer wollte schon seinen Erdbeerkuchen auf dem Boden oder das Würstchen in der Kohle haben?!?
Das Meer hatte es aber doch meinem Frauchen angetan. Eigentlich hätte ich es mir auch denken können, daß der erste Strandspaziergang nicht der einzige bleiben würde. An einem schönen sonnigen Nachmittag fuhren wir wieder zum Strand. Dieses Mal war dort richtig was los. Selbst einige Artgenossen - wenn auch etwas eingelaufen - konnte ich erschnüffeln. Nun ja, dann mußte ich für diese ja auch eine kleine Nachricht hinterlassen. Mit meinem Patenonkel bin ich dann auch toll direkt am Wasser entlang gelaufen, schließlich wollte ja keiner von uns nasse Füße gekommen. Eigentlich hatte er es ja nicht ganz aufgegeben, mich in's Wasser zu jagen, aber ...
Aber ich hatte mich zu früh gefreut. Mein Frauchen übernahm das Kommando
und ging mutig ins Wasser. Da sie natürlich auch keine nassen Schuhe haben
wollte, hängte sie sich diese um den Hals. Aber was sollte ich tun, etwa
meine Pfoten um den Hals hängen ? Brrrrrrhhh, irgendwie fand ich das nicht toll
- schnell wieder raus aus dem Wasser. Doch Frauchen setzte wieder ihren Dickkopf
auf, sie wollte noch nicht aus dem Wasser. Ganz im Gegenteil, sie ging noch
weiter rein. Dabei müßte sie eigentlich bemerkt haben, daß mittlerweile
selbst ihre Hose naß wurde. Komischerweise störte sie das gar nicht. Als sie
immer weiter in's Wasser ging, wurde mir das allmählich unheimlich - die will
doch wohl nicht aus Verzweiflung ... ??
Nun
blieb mir nichts anderes übrig, als hinterher zu gehen und mein Frauchen zu
retten. Da kennt ein Hovi
ja keine Verwandten - was muß, das muß !
Wie ihr seht, ist es mir auch gelungen, mein Frauchen wieder auf den sicheren Pfad des Strandes zurück zu bringen. Das war vielleicht eine Plackerei - und hinterher noch das Pfötchen-Säubern, das kitzelte doch !!
Wir verbrachten noch viele schöne Tage bei Blavand, auch wenn einige Nächte recht kriegerisch erschienen. Was wohl keiner der Zweibeiner so richtig bedacht hatte, wir waren in einem NATO-Übungsgebiet gelandet. Gegen Ende der Urlaubszeit drehten die so richtig auf. Selbst mitten in der Nacht probierten die ihre großen Kanonen aus, daß es nur so krachte und schepperte. Eines Morgens (naja, eher mittags...) erzählte Frauchen nach dem dem Brötcheneinkauf beim Bäcker, daß sie einen total erschöpften Mann getroffen habe. Diese Familie hatte auch einen Hund dabei, der jedoch die Knallerei nicht gewohnt war und nachts aus Angst immer zu janken und heulen anfing. So hatte der Mann in der letzten Zeit kaum noch ein Auge zugemacht, da er seinen Hund trösten mußte.
Irgendwann
war aber auch dieser Urlaub zu Ende. Ich ahnte es natürlich schon vor den
Zweibeinern, als die Suche nach den Koffern und Reisetaschen wieder losging.
Diese heimliche Packerei hasse ich ja - vor allem, wenn die noch meinen, ich
würde nichts davon mitbekommen. Die Rückfahrt selbst ging aber dann; es war
nicht zu heiß und etwa alle 2 Stunden haben wir eine schöne Pause mit
Spazierengehen und Pfützchen-Machen eingelegt. Am schönsten war es dann aber
doch, als wir wieder zu Hause ankamen und ich meinen geliebten Garten
durchstöbern konnte. Im ersten Moment war ich bei seinem Anblick aber doch
etwas geschockt; Garten ??!?? - eher ein kleiner Urwald war gewachsen. Da
kam wieder stundenlange Gartenarbeit auf die Zweibeiner zu ...
( ... ich glaube, Frauchen will wieder nach
Dänemark )